Dorit Riley
Wie ich zu meinem Koffer kam
Das ist schon mal ein völlig falscher Titel. Mein Koffer kam nämlich zu mir.
Nach der Zusage zur Kofferte vor drei Jahren stellte ich fest, dass es nicht so einfach war, an einen alten Koffer zu kommen. Ich hatte bei Familie und Bekannten nachgefragt, und die Zeit wurde langsam knapp. Doch dann erinnerte sich ein Freund an einen graues älteres Modell in seinem Speicher, das er herunterbrachte und erst einmal von jahrzehntealtem Staub befreite.
Mit oder ohne Staub – das Teil blieb grau und uninspirierend. Aber zumindest aber war es eine Option. So radelte ich beruhigt nach Hause.
Zirka zwanzig Meter vor der Hauseinfahrt, im Kies am Rande der Straße, stand er dann einfach da. Verlassen. Ich stieg vom Rad und ging ungläubig auf ihn zu. Er war aus ockerfarbenem Leder, mit metallenen Verschlägen und ledernen Gurten, von denen einer nicht so gut überlebt hatte. Zaghaft öffnete ich ihn, denn natürlich würde das Innere entscheiden, ob er für meine Bilder der Richtige war. Er war es, nämlich blitzsauber, und mit einem feinen Stoff gefüttert. Ich hob meinen neuen alten Koffer sanft auf die Lenkstange meines Fahrrades, und seither sind wir ein Team.